Mythen im Fundraising #5: Vertrauen

Befragungen zeigen, dass fehlende Transparenz ein wichtiger Grund dafür ist, warum Menschen nicht spenden. Wie ist dieser Befund jedoch zu interpretieren?

Zunächst stellt sich die Frage, was hier überhaupt gemessen wird. Die Entscheidung zur Spende erfolgt in der Regel spontan, emotional und intuitiv. Das bedeutet, dass diese Entscheidungen im „System 1“ getroffen werden – dem emotionalen, intuitiven und weitgehend unbewussten System, mit dem wir etwa 95 % aller Entscheidungen fällen. Wenn Entscheidungen jedoch unbewusst sind, können Menschen nicht genau angeben, warum sie etwas getan oder nicht getan haben. Der Befund verweist also eher auf Rationalisierungen und nicht auf die tatsächlichen Ursachen von Handlungen.

Die Studie „Money for Good“ hat sich bereits vor einigen Jahren mit der Bedeutung von Transparenz und Wirkung beschäftigt. Dabei zeigte sich, dass zwar für 87 % der Befragten beides wichtig ist, jedoch nur 3 % der Spender*innen sich vor der Spende auf unabhängigen Quellen über die Organisation informieren. Daraus lässt sich schließen, dass rationale Aspekte bei der tatsächlichen Entscheidung eine untergeordnete Rolle spielen.

Hinzu kommt die Frage, was Spenderinnen unter „Transparenz“ verstehen. Dies könnte sich vom Verständnis der Organisation unterscheiden. Transparenz könnte auch bedeuten, dass die Spenderinnen nicht die Informationen erhalten, die sie wünschen oder benötigen. Dies würde jedoch darauf hindeuten, dass die Kommunikation der Organisation für die Spender*innen irrelevant ist – weil sie entweder nicht die gewünschten Informationen erhalten oder die Spendenaufrufe dominieren. Fehlende Informationen und Geschichten aus den unterstützten Projekten und Programmen könnten daher tatsächlich als fehlende Transparenz wahrgenommen werden.

 

Dr. Kai Fischer

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