Mythos #8: Institutional Readiness

Es ist unbestritten: Die erfolgreiche Implementierung von Fundraising setzt eine begleitende Organisationsentwicklung voraus. Denn mit dem Fundraising erschließt sich eine Organisation eine neue Zielgruppe. Um mit dieser interagieren zu können, müssen entsprechende Anknüpfungspunkte geschaffen werden – eben das Fundraising. Dies gelingt jedoch nur, wenn diese intern gut vernetzt sind. Fundraising braucht Ressourcen, Strukturen und abgestimmte Abläufe. Diese wiederum müssen mit anderen Organisationseinheiten koordiniert werden, die eigene Aufgaben und Prozesse verfolgen. Das verläuft selten konfliktfrei und bedeutet immer eine Veränderung für die Organisation.

Darüber hinaus stellt Fundraising auch Anforderungen an Führung und Kultur. Ethische Grundsätze müssen ebenso berücksichtigt werden wie Haltungen, etwa in der Formulierung eines Mission Statements. Auch daraus ergeben sich Impulse für die Organisationsentwicklung.

Aus dieser Perspektive erscheint es logisch und notwendig, zunächst die Organisation weiterzuentwickeln, bevor Fundraising sinnvoll implementiert werden kann. Umgekehrt lässt sich das Scheitern von Fundraising-Vorhaben – etwa wenn Ziele nicht erreicht werden – häufig mit fehlender organisationaler „Readiness“ erklären.

Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Organisation erst vollständig entwickelt sein muss, bevor Fundraising beginnen kann. Diese Vorstellung ist unrealistisch. Vielmehr entwickeln sich Organisation und Fundraising parallel zueinander. Die Einführung von Fundraising macht sichtbar, wo intern Anpassungsbedarf besteht: bei Strukturen, Abläufen und der kulturellen Ausrichtung. Wer Fundraising einführt, sollte sich deshalb bewusst sein, dass er oder sie damit auch einen Beitrag zur Organisationsentwicklung leistet – selbst wenn das nicht beabsichtigt war oder entsprechende Kompetenzen fehlen.

Ebenso unrealistisch ist die Vorstellung, eine Organisation könne irgendwann „fertig“ oder vollständig „ready“ sein. Organisationen verändern sich fortlaufend – durch Menschen, durch neue Anforderungen und durch äußere Einflüsse. Auch wenn Organisationen oft unbeweglich erscheinen, sind sie bei genauem Hinsehen ständig im Wandel. Die Implementierung von Fundraising ist einer dieser Veränderungsprozesse.

 

Dr. Kai Fischer

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