Businessplanung ohne Business

Viele Nonprofit-Organisationen haben gar kein Business – gemeint ist ein Geschäftsbetrieb mit der Erstellung von Dienstleitungen oder Produkten. Wird die Bevölkerung aufgeklärt oder Kampagnen zur Veränderungen von Einstellungen und Verhaltensweisen umgesetzt, fehlt in der Regel das Business. Und damit stellt sich die Frage: Brauchen auch Organisationen ohne Business einen Businessplan?

Begriffe aus der Welt der Unternehmen

Die Begriffe stammen aus der Ökonomie und in dieser werden ausschließlich kommerziell tätige Unternehmen betrachtet, die Leistungen oder Produkte für ihre Kunden herstellen. Sie haben ein Geschäfts- und ein Ertragsmodell. Ihr Business lässt sich in einem Businessmodell beschreiben.

Betrachtet man hingegen Nonprofit-Organisationen, werden die Begriffe unscharf und passen nicht mehr so recht. Nicht alle Nonprofit-Organisationen haben ein Business und ein Geschäftsmodell schon lange nicht, da sie unter Umständen kein Geschäft betreiben. Aber sie haben interne Prozesse und treten mit Leistungen an die Öffentlichkeit. Allerdings zahlen in der Regel die Empfänger der Leistungen nicht oder nicht hinreichend – weil sie nicht genügend Geld haben oder weil die Leistungen der Allgemeinheit zu Gute kommen.

Keine passenden Begriffe

Passende Begriffe für diese Prozesse fehlen. Wenn es kein Business ist – was ist es dann? Trotz dieser begrifflichen Schwierigkeiten ist es durchaus sinnvoll, zunächst vorhandene Begriffe zu nutzen – bis uns bessere einfallen. Und so können auch Nonprofit-Organisationen einen Businessplan erstellen und ihr Geschäftsmodell entwickeln, obwohl sie weder ein Business noch ein Geschäft haben müssen.

In diesem Fall werden die Empfänger der Leistung zu den Adressaten. Und auch hier ist es sinnvoll, mit Hilfe von Marktforschung – ohne dass es einen Markt gibt – zu eruieren, unter welchen Bedingungen die Leistungen angenommen werden und wirken. Dies ist aller andere als selbstverständlich: Wie müssen Leistungen für Arme angeboten werden, damit sie auch versteckte und verschämte Arme erreichen? Wie muss eine Aufklärungskampagne aufgestellt werden, damit sich die beabsichtigte Wirkung zeigt?

Wirkungen statt Einnahmen

Allerdings – und damit ist ein zentraler Unterschied angesprochen – erzielen die Organisationen in diesen Fällen durch den Verkauf von Leistungen oder Produkten keine Einnahmen. Stattdessen geht es um Wirkungen, mit deren Hilfe die Effektivität der Tätigkeiten beurteilt wird. Neben dem Output, dem zählbaren Ergebnissen, sind von größerem Interesse der Outcome – welchen Effekt haben die Leistungen auf die Empfänger – und dem Impact, den Auswirkungen auf die Gesellschaft. Der Impact ist häufig nicht einfach zu messen und nur im Zusammenhang mit der Mission zu bestimmen.

Fundingmodell statt Ertragsmodell

Zahlen die Empfänger der Leistungen nicht bzw. decken deren Zahlungen nicht die Kosten, wird aus dem Ertragsmodell das Fundingmodell: Es geht nach wie vor um die Frage, wie Nonprofit-Organisationen ihre Kosten decken, welche Zielpersonen angesprochen und welche Aktivitäten entfaltet werden, um die Einnahmen erzielen zu können, die zur Deckung der Kosten – sowohl derjenigen, die mit dem Fundingmodell verbunden sind, also auch der operativen Kosten.

Fazit

Auch wenn Nonprofit-Organisation kein Business betreiben und damit im engeren Sinn kein Geschäftsmodell besitzen, welche die Grundlage des Businessplans darstellt, sind sie doch vielfach (aber nicht immer) ökonomisch tätige Einheiten. Zwar passen häufig die Begriffe nicht, die aus der Ökonomie von Unternehmen stammen. Es existieren jedoch ähnliche Prozesse, sodass die Begriffe verwendet werden können. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten: Es gibt eine Reihe von Besonderheiten beim Businessplanning von Nonprofit-Organisationen, auf welche die Begriffen hinweisen. Werden diese nicht hinreichend berücksichtigt, kann der Planungsprozess schnell ins Leere laufen.

Mehr zum Thema Businessplanning für Nonprofits erfahren Sie in unserem Whitepaper.

Dr. Kai Fischer

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