5 Fragen an Elisabeth Lenz: Welches Potenzial hat regionales Fundraising?
Frage: Liebe Elisabeth Lenz, Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit dem Fundraising regional aktiver Organisationen. Worin liegen die Besonderheiten von „regionalen Fundraising“?
Lenz: Im vielen direkten Kontakt mit Spendern.
Frage: Gibt es in allen Regionen überhaupt genügend Förderer? Was machen Regionen mit einer eher schwierigen Wirtschaftsstruktur?
Lenz: Es gibt überall Spender und Förderer – ganz unabhängig von der Wirtschaftsstruktur. Deutschland ist nirgendwo so „arm“, dass man keinen Förderer finden würde. Es bedarf aber einer ausführlichen Suche und dann ist man überrascht welcher VIP plötzlich in der Nähe wohnt, welche Firma auf dem Lande es zu Weltrangbedeutung gebracht hat. Z.B. ist Duderstadt nicht unbedingt der Nabel der Welt – ist aber Standort des global Players in Sachen Prothetik: Otto Bock. Der Futtermittelhersteller Mars Petfood betreibt eine Fabrik mit 1000 Mitarbeitern in Verden an der Aller. Es gilt daher intensive Recherche zu betreiben, Kontakte aufzubauen, um Unterstützung bitten zu können.
Frage: Welche Qualifikationen benötigt ein Fundraiser, eine Fundraiserin, die im regionalen Raum Fundraising betreibt?
Lenz: Bildungsangebote sollten auf jeden Fall genutzt werden. Darüber hinaus sind persönliche Eigenschaften gefragt, vor allem viel Energie und Umtriebigkeit. Freude am Kontakt und Austausch mit den Menschen vor Ort. Man muss teilen können, einen Rat einholen können, aufpassen, dass man die wichtigen Menschen vor Ort alle im Boot hat, politisch unabhängig vorgehen – mit allen „können“ können. Verlässlich sein, integer sein, transparente Spendenverwendung betreiben. Beziehungen zu Förderern und Spendern aufbauen und pflegen können. Präsens zeigen.
Frage: Kann ein Fundraising auch außerhalb der eigenen Region umgesetzt werden?
Lenz: Wenn das Projekt eine ganz besondere Qualität, das Zeug zum Leuchtturmprojekt hat, dann kann man auch außerhalb der eignen Region Förderer finden.
Frage: Was war Ihr schönstes Erlebnis im regionalen Fundraising?
Lenz: Linden Süd ist einer der ärmsten Stadtteile von Hannover. Für das Stadtteilfest wurden Förderer für 10 000 Euro gesucht. Es gab keinen einzigen florierenden Laden in der Deisterstraße, der Haupteinkaufsstraße, keine Industrieunternehmen, keine wohlhabenden Bewohner, rein gar nichts. Meine Versuche diese Summe zu akquirieren verliefen erfolglos und sehr frustrierend. Das erzählte ich einem Vorstandsmitglied, der mir riet mit seinem Vater Kontakt aufzunehmen: „Der kennt hier jede Milchkanne im Stadtteil …“. Und so war es dann auch: von null auf hundert: mit seinen Tipps und Hinweisen – auf die ich niemals von alleine gekommen wäre, gelang es, die notwendige Summe einzuwerben und ein tolles Stadtteilfest auf die Beine zu stellen.
Vielen Dank für das Interview.
Elisabeth Lenz arbeitet als freiberufliche Fundraiseringberaterin und bietet Beratung und Seminare im Bereich Fundraising und hält Vorträge zum Thema. Zuvor hat sie als Leiterin der Abteilung Frauenbildung in einer Einrichtung der Erwachsenenbildung bereits umfangreiche Erfahrungen in der Akquise von Fördermitteln gesammelt. Seit vielen Jahren organisier sie das Fundraising-Forum Niedersachsen. Mehr zu Elisabeth Lenz …
Dr. Kai Fischer
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