Rezension: Claudia Andrews: Fundraising interdisziplinär
Claudia Andrews: Fundraising interdisziplinär. Ein Beitrag zur Erneuerung der Kultur gemeinwohlbezogenen Gebens. Berlin, 2011. Preis: 40,00 €
Claudia Andrews hat sich mit ihrer Dissertation eine Menge vorgenommen: Nichts weiter als einen theoretischen Bezugsrahmen will sie aufspannen, um Fundraising reflektieren und damit seine langfristige Weiterentwicklung ermöglichen zu können. Denn – da hat sie durchaus recht – es dominiert im deutschen Fundraising ein verkürztes instrumentelles Verständnis, welches sich mittlerweile als durchaus einschränkend bemerkbar macht.
Dafür erarbeitet Claudia Andrews unterschiedliche Perspektiven aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die alle in irgendeiner Form Aspekte mit Fundraising in Verbindung stehen. Aus der Soziologie entlehnt sie sich Theorien zur Professionalisierung, um den Stand der Profession bestimmen zu können. Es gibt historische, psychologische, theologische, aber auch betriebswirtschaftliche und politikwissenschaftliche Bezugsfelder. Diese werden von ihr aufgearbeitet und bilden zusammen so etwas wie einen interdisziplinären Bezugsrahmen des Fundraisings. Warum sie hingegen auf Bezüge aus der Ethnologie oder Anthropologie verzichtet, wird hingegen nicht deutlich.
Das Zusammenstellen der verschiedenen disziplinären Bezugsfelder ist eine notwendige Leistung, kann sie doch so zeigen, dass Fundraising eben nicht nur eine Managementfrage von Nonprofit-Organisationen ist. Aber sie bleibt auch in ihrer Analyse stecken. Es ist ja außerhalb jeder Frage, dass – als Beispiel zufällig herausgegriffen – Fundraising etwas mit Sozialkapital zu tun hat. Nur wie konkretisiert sich dies aus? Wie wird denn Sozialkapital im Fundraising genutzt – beispielsweise wenn bei Anlass-Spenden Jubiliare auf ihre Geschenke verzichten und diese in Form von Spenden an Nonprofit-Organisationen weitergegeben werden. Bezüge dieser Art fehlen leider.
Auch unterläuft ihr gleich zu Beginn ihrer Arbeit bei der Definition ein definitorischer Fehler: Sie versteht Fundraising als Ausdrucksform der jahrtausendealten Kultur des freiwilligen gemeinwohlbezogenen Gebens (S. 16). Damit verortet sie Fundraising auf Seiten der Gebenden. Dabei sprechen wir von Fundraising doch in der Regel in Bezug auf Nonprofit-Organisationen: Diese setzen Fundraising in Form von Inszenierungstechniken ein, um Gaben in Form von Spenden zu erhalten, damit sie ihre Projekte und Programme finanzieren können. Es geht beim Fundraising folglich nicht so sehr um das Geben, sondern um dessen Stimulierung und das Bitten um Gaben.
Da die Arbeit aber ein guter Überblick und eine große Fundgrube für verschiedene Verweise auf Fundraising ist, ist es allen empfohlen, die sich einen Überblick verschaffen wollen und die nach Anregungen suchen, eigene theoretische Arbeiten vorzulegen. Hieran – und das ist Claudia Andrews recht zu geben – mangelt es sowohl in Deutschland als auch international.
Weitere Informationen erhalten Sie bei amazon.
Stephanie Harm & Dr. Kai Fischer
Sprechen Sie uns an! Wir freuen uns von Ihnen zu hören.
Publikationen zum Thema
Buch
Mission Based Fundraising
Auch interessant:
Neuspendergewinnung – aktuelles White Paper erschienen
Neue Spender*innen zu gewinnen, ist eine zentrale Aufgabe im Fundraising. Was zu beachten ist, um die „richtigen“ Spender*innen gewinnen zu können, zeigen wir in unserem aktuellen White Paper.
Mehr lesen Neuspendergewinnung – aktuelles White Paper erschienen
2020: Höhere Spenden von weniger Spender*innen – Warum wir Fundraising neu denken müssen
Neue Zahlen zeigen: Das Volumen der Spenden steigt, gleichzeitig nimmt die Zahl der Spendenden weiter ab – besonders in der Gruppe der über 70-jährigen. Mit möglichen Folgen beschäftigt sich Kai Fischer.
Mehr lesen 2020: Höhere Spenden von weniger Spender*innen – Warum wir Fundraising neu denken müssen
In 3 Schritten zu mehr Fokussierung auf Förder*innen
Stärkere Fokussierung auf die eigenen Förder*innen ist das Gebot der Stunde. Wie Sie dies in drei Schritten erreichen können, erklärt Dr. Kai Fischer.
Mehr lesen In 3 Schritten zu mehr Fokussierung auf Förder*innen
Diese Seite drucken
E-Mail schreiben
Login
Kolumne