Spendenformulare - worauf müssen Sie achten?
Kein Online-Fundraising ohne Spenden-Formular. Schließlich müssen die Daten zum Einzug der Spende bei der jeweiligen Organisation ankommen. Seit einiger Zeit schon gibt es Anbieter, die Organisationen den Einzug der Online-Spenden abnehmen. Seit Kurzem bietet helpDirect eine fast kostenlose Leistung an. Für uns der Anlass, Harald Meurer nach seiner Einschätzung zu fragen.
Kai Fischer im Interview mit Harald Meurer
Kein Online-Fundraising ohne Spenden-Formular. Schließlich müssen die Daten zum Einzug der Spende bei der jeweiligen Organisation ankommen. Seit einiger Zeit schon gibt es Anbieter, die Organisationen den Einzug der Online-Spenden abnehmen. Seit Kurzem bietet helpDirect eine fast kostenlose Leistung an. Für uns der Anlass, Harald Meurer nach seiner Einschätzung zu fragen:
Fischer: Herr Meurer, der Markt für Spenden-Formulare scheint erheblich in Bewegung zu sein. Jetzt haben Sie ein neues Produkt zu einem sehr günstigen Preis in den Markt gebracht. Wer braucht ein Spenden-Formular und warum?
Meurer: Eigentlich gibt es unser HelpDirect-SPENDENTOOL bereits seit ca. 10 Jahren. Wir haben immer schon unseren Partnerorganisationen unser Spendenformular für ihr eigenes Fundraising auf ihren Websites kostenlos angeboten. Eine ganze Reihe nutzen es auch schon seit Jahren erfolgreich, z.B. Cap Anamur. Neu ist, dass wir es komplett überarbeitet und mit einer ganzen Reihe von innovativen Features ausgestattet haben, die ich so bisher noch bei keinem der bekannten Anbieter finden konnte. Und neu ist auch, dass wir es jetzt Organisationen direkt und aktiv anbieten werden.
Der Bereich der Onlinespenden wächst. Sicherlich liegt er noch nicht bei den 50 % Anteil, die wir aus den USA gemeldet bekommen. Aber man muss sich als Organisation darüber im Klaren sein, dass Internettransaktionen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Und das wird auch den Spendenmarkt beeinflussen. Letztlich sollte jede Organisation die Fundraising betreibt, egal welcher Größe, ihren interessierten Besuchern auch die Möglichkeit bieten, direkt über die Website online zu spenden. Es reicht hier nicht mehr nur die Angabe der Bankverbindung oder ein Eingabefeld, wo ich als Spender meine privaten Daten unverschlüsselt hinterlege. Die Technologie von intelligenten Spendenformularen geht doch inzwischen hierüber weit hinaus. Eine sichere verschlüsselte Verbindung ist da schon Standard, aber auch die gesamte Performance muss einfach stimmen. Denn gerade bei Zahlungsformularen ist im Internet die Abbruchquote hoch. Daher prüfen Anbieter wie wir regelmäßig die Effektivität unserer Formulartechnologie. Da wir mit HelpDirect das erste deutschsprachige Spendenportal betreiben, tun wir dies bereits seit 12 Jahren und haben viel Erfahrung gesammelt. Die Investition in ein solches Tool lohnt sich für eine Organisation auf jeden Fall. Die Frage wird nur sein, welcher Anbieter passt zu welcher Organisation und wie viel ist man bereit, für die Technologie auszugeben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Hierfür hat das Fundraiser-Magazin in seiner aktuellen Ausgabe einen interessanten Marktvergleich der wichtigsten Anbieter von Spendenformularen erstellt. Den findet man aber auch online unter unserer Seite www.Spendenformular.org
Fischer: Technik entscheidet nicht über den Erfolg im Online-Fundraising. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Online-Fundraising?
Meurer: Das stimmt. Und nicht alles was technisch möglich ist oder gerade wieder angepriesen wird, bringt den Organisationen den gewünschten Erfolg. Das beste Beispiel ist das Thema Web 2.0. Wie viele Organisationen sind denn hier bis jetzt „wirklich“ erfolgreich? Und dennoch: Sich nicht mit diesen neuen Kommunikationstrends zu beschäftigen wäre sträflich. Denn die Spender von morgen kommen aus dieser Community-Welt.
Meiner Meinung nach gibt es zwei wesentliche Aspekte, die für den Erfolg im Online-Fundraising entscheidend sind bzw. sein könnten:
a.) Die Kommunikationsbereitschaft mit dem Spender. Websites von Organisationen sollten sich weg vom „elektronischen Prospekt“ hin zur dialogfähigen Plattform entwickeln. Vor 11 Jahren auf dem Fundraisingforum 2000 in Bad Honnef habe ich hierzu bereits einen umfangreichen Vortrag gehalten. Die Kernaussage damals wie heute gilt immer noch: Die Organisation wird immer mehr durch die Neuen Medien zum Kommunikationsvermittler zwischen Spender und Empfänger. Sie müssen sich dieser Rolle stärker bewusst werden. Der mündige Spender will nicht nur eine Spendenquittung, er will genau sehen was mit seinem Geld passiert. Und wer es bekommt. Der Trend zum „Storytelling“ ist hier auch eine wichtige Entwicklung. 12 Mio. Hungernde emotionalisieren nicht so sehr wie das Leid eines einzigen Menschen, dessen Namen ich lese und dessen Bild ich sehe. Die Kommunikationswege des Internets ermöglichen den Organisationen, diese Position zwischen Spender und Empfänger auszufüllen. Leider sind sich immer noch viele Organisationen dieser Entwicklung nicht bewusst.
b.) Den Mut und den Willen auszuprobieren, was für die eigene Organisation funktionieren könnte und nicht immer alles grundsätzlich in Frage zu stellen, bevor man es ausprobiert hat. Denn auch wenn es immer wieder angeblich „Besserwissende“ gibt, die einem sagen wollen was läuft oder nicht, so gilt doch immer noch: „Es gibt nicht den heiligen Gral im Online-Fundraising“. Schauen Sie sich z.B. die inzwischen stark wachsenden Spendenaktionsplattformen an. In England macht Justgiving inzwischen 1 Mio. pro Tag mit der Plattform. In Deutschland zähle ich am Markt bereits 5 Anbieter, die zusammen bei weitem noch nicht so viel in einem Monat umsetzen. Und ob das Thema Spendenaktionen überhaupt mal ein Renner in Deutschland wird wie heute schon in UK, ist noch nicht sicher. Und dennoch werden Sie Organisationen finden, bei denen diese neue Fundraisingtechnik prima funktioniert. Und bei anderen läuft es überhaupt nicht. Andere wie z.B. Aktion Deutschland Hilft testet zwei Anbieter gleichzeitig um zu sehen, welche Technik besser läuft. So ist es richtig. Ausprobieren und erst dann entscheiden statt vorher alles schlecht reden. Auch wenn das Thema in Deutschland noch Zeit braucht, es wird ein wichtiges Instrument der Zukunft. Gleiches gilt bei neuen Themen wie Crowdfunding oder z.B. unserem HelpCard-Internetsystem für soziale Geschenkkarten. Wir haben Organisationspartner da läuft die HelpCard prima. Bei anderen gar nicht. Man kann also nicht generell sagen, dass ein Fundraising-Instrument gut oder schlecht ist. Man muss es wirklich für sich selbst ausprobieren. Hier würde ich mir etwas mehr Mut bei vielen Organisationen wünschen. Übrigens: Der einzige Grund, warum meiner Meinung in angelsächsischen Ländern neue Fundraising-Methoden besser laufen als in Deutschland liegt genau in dieser Offenheit und Bereitschaft, nicht immer nur alles kritisch zu sehen, sondern es für sich auszuprobieren und dann erst zu bewerten. Leider ist dieses kritische Denke eine deutsche Tugend, die wie wir ja alle wissen nicht nur auf das Fundraising begrenzt ist.
Fischer: Worin unterscheidet sich – einmal abgesehen vom Preis – Ihr Angebot von dem, was es schon auf dem Markt gibt?
Meurer: Die Standards decken wir natürlich auch ab, aber die drei folgenden Features sind neu:
a) Wir bieten mit 1,9 % und 0,10 € je Transaktion die günstigsten Gebühren im Kreditkartenmarkt für Hilfsorganisationen an. Außerdem gibt es in unserem HelpDirect-SPENDENTOOL die Möglichkeit, dass Kreditkartenspender die anfallenden Gebühren zusätzlich übernehmen können. Dann fallen für die Organisationen gar keine Kosten mehr an. Dies war durch eine enge Zusammenarbeit mit unserem Partner moneybookers möglich, die für uns extra eine eigene technische Lösung hierfür realisiert haben. Wir sind der einzige Anbieter mit einer solchen Kostenübernahme durch den Spender.
b) Jeder Spender erhält automatisch ein persönliches elektronisches Spendenzertifikat als Unikat im Design der Organisation. Egal ob er 5 oder 1.000 Euro spendet.
c) Geschenkgutscheine des Marktführers maxchoice (2. Mio. pro Jahr) können exklusiv nur über unser Tool direkt für die Projekte der Organisation eingelöst werden. Weitere Anbieter werden folgen.
Fischer: Welche Kriterien sollten bei der Entscheidung für ein Spenden-Formular aus Ihrer Sicht unbedingt berücksichtigt werden?
Meurer: Vor allem, dass die Spenderadressen der Organisation gehören. Man sollte es kaum glauben, aber es gibt sogar Anbieter (betterplace), die versuchen zu verhindern, dass der Spender einer Weitergabe der Adresse zustimmt. Darüber hinaus stehen natürlich die Kosten im Vordergrund. Die Diskussion über die Höhe von Verwaltungskosten ist stark im Fokus der Öffentlichkeit. Daher müssen die Organisation darauf achten, dass laufende Transaktionskosten ihrer Spenden möglichst gering liegen. Zusätzlich ist dann die Performance wichtig. Ist die Technologie „State of the Art“? Welche Features bietet ein Tool? Und brauche ich die überhaupt für meine Organisation? Oder zahle ich am Ende für Technik, die ich gar nicht benötige und die mir keinen Mehrwert bringt? Und zuletzt die Frage, ob der „Anbieter meines Herzens“ nicht nur eine Eintagsfliege und auch übermorgen noch am Markt aktiv ist. Denn eine Bereinigung der Anbieter wird sicherlich erfolgen, wie in jeder Branche. Übrigens: Uns gibt es schon seit 1999.
Fischer: Warum können Sie Ihr Produkt quasi umsonst anbieten? Wie können Sie noch Geld verdienen und damit das Angebot auch langfristig sichern?
Meurer: Zum einen haben wir bei HelpDirect keine Finanzinvestoren, die Geld verdienen wollen und müssen wie verschiedene andere Anbieter am Markt. Alle Mitarbeiter bei uns arbeiten ehrenamtlich, HelpDirect ist selbst ein gemeinnütziger Verein. Ich selbst z.B. verdiene mein Geld mit anderen Themen wie der HelpGroup GmbH und Beteiligungen an anderen Firmen außerhalb des Sozialmarktes. Dann haben wir die „Mitspendenfunktion“ entwickelt. Das heißt, dass wir die Spender bitten, für die Nutzung und die Weiterentwicklung unserer Technologie auch dem Verein HelpDirect eine kleine Spende freiwillig zusätzlich zukommen zu lassen. Über 20 % der Spender tun dies bereits. Umgerechnet auf jede einzelne Spendentransaktion sind dies 1,79 €. Und das reicht uns zur Refinanzierung des Spendentool-Services. Diese Spenden aus dem Spendentool reinvestieren wir fast vollständig in unsere Technologie. Wir können dies nach Rücksprache mit dem Finanzamt tun, da wir unsere Gemeinnützigkeit in erster Linie „zur Förderung der Volksbildung“ erhalten haben. Dies können wir aber nur über unsere Internettechnologie durchführen. Ein Investment in die Technologie ist also unser genereller Vereinszweck, denn wir haben ja selbst keine eigenen Hilfsprojekte. Normalen Hilfsorganisationen mit eigenen mildtätigen Projekten ist dies in dieser Höhe nicht möglich. Durch diese Konstruktion und Refinanzierungsstrategie lässt sich HelpDirect bereits seit 12 Jahren finanzieren. Ich sehe keinen Grund, warum dies zukünftig anders laufen sollte.
Fischer: Herr Meurer, vielen Dank für das Interview.
Harald Meurer ist u.a. Geschäftsführer der HeldGroup GmbH Gründer der seit 1999 aktiven Spenden-Plattform helpDirekt.org
Mehr zu Harald Meurer erfahren Sie auf seinem XING-Profil.
Dr. Kai Fischer
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