Wie die Mission zu einer besseren Kommunikation führt
Frage: Herr Laurisch, nachdem wir zusammen einen Workshop gemacht haben, haben Sie in der Deutschen Bläserjugend die Warum-Frage intern eingehend diskutiert. Was hat sich in der Folge für den Dachverband „Deutsche Bläserjugend“ verändert?
Matthias Laurisch: Unsere Musikvereine und Spielleutevereinigungen haben oftmals eine lange Tradition und gewachsene Strukturen, sowohl bei der Nachwuchsgewinnung als auch beim Netzwerken oder in der Mittelakquise. Dadurch sind im Laufe der Zeit sehr viele Selbstverständlichkeiten entstanden. Nun ändern sich gerade sehr viele Prozesse bei den Vereinen, insbesondere in der Nachwuchsgewinnung. Um Menschen einzubinden und mitzunehmen, die wir bisher noch nicht erreicht haben, ist die Beschäftigung mit der Warum-Frage sehr hilfreich gewesen, denn so kommen wir unseren eigenen Selbstverständlichkeiten auf die Spur. Wenn wir diese aufdecken und erklärbar machen, werden unsere Vereine für Außenstehende transparenter und somit sicher attraktiver.
Frage: Wie nutzen Sie Ihre Antworten auf die Warum-Frage in der täglichen Arbeit der Deutschen Bläserjugend?
Matthias Laurisch: Wir hinterfragen uns und unsere Strukturen vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Gesellschaft (Demografischer Wandel, Ganztagsschule etc.). Das, was wir in den Vereinen tun, sind ja keine Naturgesetze sondern Menschen gemachte Prozesse. Sind diese attraktiv für neue Zielgruppen und insgesamt sinnvoll bei sich verändernden Rahmenbedingungen. Zugleich decken wir damit aber auch Grundmotivationen auf, die manchmal im Alltag untergehen. Es dient also auch als Erinnerung daran, weshalb Engagierte so viel Zeit, Kraft und Ressourcen investieren.
Frage: Als Bildungsreferent spielt die Warum-Frage auch in Ihren Workshops eine wichtige Rolle. Wie reagieren die ehrenamtlichen Musikvereine auf die Warum-Frage?
Matthias Laurisch: Meist wirkt die Frage im ersten Moment irritierend. Denn Engagierte sind oft schon lange dabei und tief verwurzelt mit den Vereinen. Da schwimmen Antworten auf diese Frage oftmals unter der Wasseroberfläche. In aller Regel braucht es etwas Zeit, Assoziationsübungen und einige Nachfragen und Diskussionen und dann sprudeln spannende Antworten und vieles, was vorbewusst gelebt wird.
Frage: Welche Schwierigkeiten treten auf, wenn Sie Musikvereine mit der Warum-Frage konfrontieren?
Matthias Laurisch: Ich würde es nicht Schwierigkeiten nennen, aber es ist erstmal, wie schon gesagt, irritierend, wenn sich Engagierte mit etwas auseinandersetzen sollen, was für sie und übrigens auch für andere im Verein Engagierte und in der Regel auch für große Teile des Vereinsumfeldes normal und gängig also selbstverständlich ist. Das arbeiten wir heraus, doch die nächste große Herausforderung ist, dies dann auf eine klare, kurze und verständliche Aussage zu reduzieren. Aber wir sind da auf einem guten Weg.
Frage: Welche Veränderungen sehen in den von Ihnen beratenen Vereinen?
Matthias Laurisch: Sie werden transparenter und damit auch inklusiver. Sie schauen zuerst auf sich selbst und überlegen, wer bin ich und warum mache ich das, was ich mache. Daraus lassen sich zum einen potenzielle Veränderungsbedarfe erkennen. Zum anderen können Engagierte die Dinge, die sie selbst bewusst haben, viel besser nach außen kommunizieren. Dadurch werden sie greif- und vor allem erwartbarer. Es ist einem Gegenüber klarer, wer man ist und warum man sich mit bestimmten Themen an sie wendet. Das schafft Sicherheit und kann Vertrauen fördern. Und daran wollen wir arbeiten.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Matthias Laurisch arbeitet als Referent für Bildung und Jugendpolitik für die Deutsche Bläserjugend, Jugendverband von ca. 350.000 Kindern und Jugendlichen, die in ihrer Freizeit ein Blasinstrument im Ensemble spielen, in Berlin. Er studierte Soziologie an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Hauptinhalten seiner Arbeit gehören politische Interessensvertretung, Fortbildungen für Ehrenamtliche (insbesondere zu den Thema attraktive Vereinsstrukturen, Nachwuchsgewinnung, Teamarbeit und Vernetzung) sowie Projektakquise und –durchführung.
Dr. Kai Fischer
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