Wie man Spenden für Verwaltungskosten einwirbt

Alle Organisationen haben Verwaltungskosten. Und eine gute Verwaltung ist wichtig, sichert sie doch sowohl eine effektive und effiziente Kommunikation als auch die Verwaltung der eingegangenen Spenden. Mehr noch: Eine zu kleine Verwaltung, die nicht hinreichend mit Ressourcen ausgestattet ist, ist das größte Hemmnis beim Wachstum einer Organisation.

Auf der anderen Seite aber steht: Viele private Förder/innen wollen, dass ihre Spenden zweckgebunden in die Projekte gehen. Stiftungen und die öffentliche Hand akzeptieren zwar auch Verwaltungskosten, diese sind aber in der Regel viel zu gering bemessen, um alle mit dem Projekt anfallenden Kosten zu decken. Hinzu kommt: Niemand will direkt Stellen finanzieren, obwohl eine kontinuierliche Besetzung aller Stellen erst sicherstellt, dass eine gute Arbeit gemacht und damit erfolgreich Projekte umgesetzt und die Mission erreicht werden kann.

In der Beratungspraxis ist die Frage, wie Verwaltungskosten finanziert werden, eine der häufigsten, die gestellt wird. Dies gelingt in der Regel nicht direkt, denn kaum ein Förderer ist bereit in eine gute Verwaltung zu investieren und diese langfristig zu sichern – obwohl alle um deren Wichtigkeit wissen. Wer folglich Ressourcen für seine Verwaltung benötigt, muss einen Umweg gehen und den Frame der Kommunikation wechseln. Hierfür bieten sich in der Praxis drei Wege an:

1. Fokus auf die Wirkung

Wenn Kinder und Jugendliche lesen lernen sollen, damit wir den funktionalen Analphabetismus in dieser Gesellschaft reduzieren können, dann kann der Fokus auf die Kinder – statt auf die Kosten, die mit der Organisation des Lesenlernens verbunden sind – das Problem lösen. Dafür wird der Betrag, der insgesamt benötigt wird, durch die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die im Projekt teilnehmen, geteilt. Damit erhält man die Kosten pro Kind.

Im nächsten Schritt kann man den Nutzen – lesende Kinder, die ihr Leben in unserer Schrift-Gesellschaft meistern können – den Kosten gegenüberstellen. Die Förder/innen übernehmen dann die Kosten, damit ein Kind lesen lernt. Sie sehen die lesenden Kinder und damit ihren Beitrag, den sie geleistet haben. Dass mit ihren Beiträgen auch oder vor allen Dingen Verwaltungskosten finanziert werden, fällt aus dem Blick.

Im Rahmen der Transparenz ist es natürlich wichtig, darauf hinzuweisen, wie Mittel eingeworben und wofür sie ausgegeben wurden. Wer sich die Mühe macht, Jahresberichte zu lesen, erfährt von der Notwendigkeit der Verwaltung und dass mit den Spenden auch diese Arbeit finanziert wurde. Im Moment der Entscheidung ist dies jedoch selten relevant, da der Frame von Kosten auf die lesenden Kinder verschoben worden ist. Vor ihrem inneren Auge sehen die Förder/innen die Kinder, die durch ihren Beitrag gut und fließend lesen können. Sie sehen die Zukunft, die sie diesen Kindern geschenkt haben, nicht die damit verbundenen Kosten.

2. Fokus auf die Mission

Wenn Ausbeutung oder Diskriminierung Ihre Empörung hervorrufen und Sie hiergegen vorgehen wollen, dann ist dies ebenfalls ein guter Ausgangspunkt, den Frame zu verschieben. In ihrer Kommunikation steht dann die Empörung – Ihre Mission – und was man jetzt machen muss, um die Situation zu verändern, im Zentrum. Sie laden Menschen ein mitzumachen und gemeinsam machen Sie sich auf den Weg, die Situation zu verändern und den Missstand zu beheben oder zumindest dessen Folgen abzumildern.

In der Logik eines Mission-based Fundraisings werben Sie nur zweckungebundene Mittel ein; sie können diese auch für Fundraising und Ihre Verwaltung einsetzen. Denn wenn man eine Bewegung aufbauen will, die die Welt an einer Stelle ein Stück besser macht, ist es gut, wenn die Bewegung wächst und man immer mehr wird, die sich hier engagieren. Genau dafür benötigt man Fundraising.

Auch in diesem Fall ist es aus Gründen der Transparenz wichtig, über Mittelherkunft und -verwendung Auskunft zu geben. Allerdings liegt der Fokus jetzt auf dem sozialen Missstand, der behoben werden soll – nicht auf den Kosten, die damit verbunden sind. Auch in diesem Fall verschieben Sie den Frame: Von den Kosten hin zur Mission und dem Missstand, den Sie abbauen wollen. Dass diese Aktivität Kosten verursacht, wird niemand bestreiten. Alles, was hilft, das Ziel zu erreichen, wird gemeinsam getragen.

3. Eine andere Gebe-Logik

Während bei den beiden vorhergehenden Beispielen der Frame in der Kommunikation verschoben wurde, gibt es eine weitere Möglichkeit, die bei den Gebe-Logiken ansetzt: Wer im Kontext von Events oder bei bestimmten Anlässen Spenden sammelt, hat mit der Frage nach den Verwaltungskosten in der Regel auch wenig zu tun: Wenn jemand auf einem Konzert oder Straßenfest seinen Pfand-Becher spendet, tut etwas Gutes und muss ihn nicht mehr abgeben, spart sich also einen Weg. Wer bei einer Versteigerung ein Kunstwerk erwirbt, freut sich an dem Kunstwerk und dass mit dem Erwerb etwas Gutes getan wurde. Wofür der gegebene Betrag eingesetzt wird, spielt kaum eine Rolle. Oder bei einer Spende anlässlich eines Geburtstags stehen die Spenden für die Geschenke, die dem Anlassgeber ansonsten gemacht werden. Auch in diesem Fall spielt die Verwendung der Spenden eine geringere Rolle.

In allen diesen Beispielen ist der Kontext verschoben. Es geht beim Spenden bzw. beim Ersteigern des Kunstwerks nicht mehr um Ihre Organisation, Stiftung oder Sozialunternehmen. Es geht in erster Linie um die sozialen Beziehungen oder diejenigen Dinge, die ersteigert, erlost oder erworben werden konnten. Wer also stärker kontextbezogen um Spenden bittet, verschiebt die Gebe-Logik und kann so auch der Frage nach den Verwaltungskosten und wofür die Spenden eingesetzt werden, entgehen.

Fazit

Spenden für die Kosten der Verwaltung sind im Fundraising immer eine Herausforderung, weil diese Kosten von den meisten Förder/innen nicht gedeckt werden wollen. Möglichkeiten, für diese Kosten Spenden einzuwerben, ergeben sich nur, wenn entweder der Frame verschoben wird – von den Kosten hin zu der Wirkung oder dem sozialen Missstand – oder eine andere Gebe-Logik genutzt wird, die stärker mit dem Kontext und weniger mit der Organisation selbst verbunden ist. In allen diesen Fällen tritt die Frage nach der Verwendung der Spenden in den Hintergrund und ist für die meisten Spendenden zum Zeitpunkt der Entscheidung weniger relevant. Hier das eigene Fundraising strategisch und taktisch zu überdenken, kann helfen, langfristig die Ressourcen einzuwerben, die notwendig für Wachstum und eine effektive und effiziente Organisation sind – ohne aus Ausbeutung und Selbstausbeutung zurückgreifen zu müssen.

 

Eine nachhaltig finanzierte Zivilgesellschaft, die die Welt ein Stück besser macht und ohne Ausbeutung und Selbstausbeutung auskommt, ist die Mission von Dr. Kai Fischer. Deshalb beschäftigt er sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Aufbau langfristiger Beziehungen zu Förder/innen und bietet hierfür Strategie-Beratungen, Inhouse-Workshops und Seminare an.

 

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Dr. Kai Fischer

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